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Wie Elternschaft das Gehirn verändert E-mail

Wie Elternschaft das Gehirn verändert

 

Wenn ein Kind geboren wird, verändert sich vieles. Das betrifft nicht nur die Abläufe im Alltag oder das Verhalten und die Persönlichkeit der frisch gebackenen Eltern. Auch im Gehirn der Mütter und Väter tut sich einiges. Sie entwickeln fast so etwas wie Superkräfte. Wir erklären, wie Elternschaft das Gehirn verändert!

 

Weitreichende Umbaumaßnahmen im Gehirn

Wenn die Gehirne von einer Mutter und einer kinderlosen Frau gescannt werden, lässt sich an den Aufnahmen ziemlich gut erkennen, wer von beiden wer ist. Die Veränderungen im Gehirn, die durch die Elternschaft hervorgerufen werden, sind die bedeutendsten im ganzen Erwachsenenleben und ähnlich weitreichend wie die Änderungen während der Pubertät.

Die Natur baut das Gehirn regelrecht um, um uns auf unsere künftige Rolle vorzubereiten, in der wir ein schutzbedürftiges Wesen in unserer Obhut haben. Bereits in der Schwangerschaft nimmt die Hirnsubstanz in einigen Arealen ab, während sie in anderen Arealen zunimmt. Nach der Geburt des Kindes setzt sich dieser Vorgang fort. Verglichen mit Nicht-Eltern haben Eltern stärkere neuronale Netzwerke, die zum Beispiel zu einer höheren Aufmerksamkeit für Gefahren führen.

Die Veränderungen im Gehirn sind so deutlich, dass ein Computeralgorithmus nach einer Auswertung der neuroanatomischen Veränderungen angeben kann, ob eine Frau Mutter ist oder nicht. Dabei ist der Zeitraum, in dem die intensiven Änderungen stattfinden, vergleichsweise kurz. Wird ein Kind geboren, ist das zugleich die Geburt einer Mutter, die nun eine andere Frau ist als zuvor.

 

Synchronisation durch Nähe

Die Anpassung des Gehirns beginnt in der Schwangerschaft und geht nach der Geburt weiter. Studien zeigen, dass sich die körperlichen Funktionen von Babys und ihren Eltern in Momenten der Nähe synchronisieren. Das passiert immer dann, wenn sie sich in die Augen schauen, sich gemeinsam freuen und zusammen glücklich sind. Typische Beispiele sind die Mutter, die ihr Kind liebevoll anlächelt, während es auf dem Wickeltisch liegt, oder der Vater, der sein Kind sanft in den Schlaf wiegt.

Die Synchronisation unterstützt einerseits die Entwicklung des Gehirns und lässt andererseits die körperlichen Funktionen reifen. Dabei gibt es zwischen Eltern und Kind mehrere Ebenen der Koordination. So gleichen sich zum Beispiel die Herzrhythmen von Mutter oder Vater und Kind in Millisekunden an. Dass die Herzen in solchen Momenten buchstäblich im gleichen Takt schlagen, weist auf eine tiefe körperliche Verbundenheit hin und fördert die Entwicklung des Körpers des Babys. Auch der Spiegel des Bindungshormons Oxytocin ist ähnlich hoch, was die Bindung zwischen Eltern und Baby zusätzlich stärkt. Sogar die Gehirnwellen gleichen sich in Momenten der Nähe an.

Die Synchronität fördert die kindliche Entwicklung maßgeblich und hilft dem Stresssystem dabei, allmählich zu reifen. Denken wir einen Schritt weiter, hat sie auch Einfluss darauf, dass das Kind selbst irgendwann zu einem fürsorglichen und liebevollen Elternteil für sein eigenes Kind werden kann. Echte Nähe ist also für die Entwicklung des Gehirns von Kind und Eltern enorm wichtig.

 

Veränderungen bei Mutter und Vater

Den Anstoß dafür, dass sich das Gehirn in den Elternschaftsmodus umbaut, geben die hormonellen Änderungen während der Schwangerschaft. Aber die Veränderungen treten nicht nur im Gehirn der Mutter auf. Untersuchungen belegen, dass sie auch beim Vater, bei Adoptiveltern und bei engen Bezugspersonen auftreten. Hier spielt die Qualität der Interaktion eine entscheidende Rolle. Denn die große Gemeinsamkeit bei den Verhaltensweisen, die die Synchronisierung und damit die Gehirnentwicklung beim Erwachsenen und beim Baby fördern, besteht darin, dass sie bei Nähe und positiven Interaktionen auftreten.

Das Baby halten, tragen, mit ihm kuscheln und für es singen. Augenkontakt, sanfte Berührungen und eine sensible Reaktion auf das Weinen des Babys. Es sind solche achtsamen und liebevollen Interaktionen, die die Bindung zwischen Eltern und Kind stärken und gleichzeitig die Basis für eine gesunde Entwicklung des elterlichen und kindlichen Gehirns schaffen.

 

Beeindruckende Superkräfte

Durch die Anpassung an die Elternschaft bildet das Gehirn eine Art Netzwerk. Es bewirkt, dass sich die Eltern auf ihr Kind einstellen können und lernen, seine Bedürfnisse zu lesen. Viele Eltern sehen plötzlich mögliche Bedrohungen, wie zum Beispiel eine scharfe Kante, eine zu steile Treppe oder ein Kleinteil am Spielzeug, das das Kind verschlucken könnte, die ihnen vorher wohl nicht aufgefallen wären. Diese Wachsamkeit ist im Gehirn von Eltern erhöht.

Genauso können Eltern die verschiedenen Laute ihres Babys unterscheiden und wissen, wann es hungrig ist, schlafen will, eine frische Windel braucht oder auf den Arm genommen werden möchte. Eltern schaffen es, mitten in der Nacht aufzustehen und ihr Baby stundenlang in den Armen zu schaukeln, obwohl sie eigentlich völlig übermüdet sind.

Die Natur stattet das elterliche Gehirn mit Superkräften aus, die dafür sorgen, dass wir sicherstellen können, dass es dem kleinen, hilflosen Wesen gut geht. Eltern sind leistungsfähiger, ausdauernder, aufmerksamer und kommen mit weniger Schlaf aus. Aktuelle Langzeitstudien deuten darauf hin, dass diese strukturellen und funktionalen Veränderungen im Gehirn bestehen bleiben.

 

Starker Einfluss des Vaters

Lange Zeit wurde angenommen, dass ein Kind vor allem seine Mutter braucht. Doch das ist falsch. Der Einfluss des Vaters ist deutlich größer als vermutet. Studien zeigen, dass Kinder, die mit einem männlichen Vorbild aufwachsen, seltener die Schule abbrechen oder auf die schiefe Bahn geraten. Besteht eine enge Beziehung zu einer Vaterfigur, neigen sie weniger zu riskanten Verhaltensweisen und sind in der Pubertät weniger aggressiv. Als Erwachsene stehen solche Kinder meist fest im Berufsleben, haben stabile Beziehungen und sind seltener von psychischen Problemen betroffen.

Erstaunlich ist, welche Auswirkungen es hat, wenn sich der Vater zurückweisend verhält. Eine groß angelegte Studie in mehreren Ländern hat ergeben, dass Kinder deutlich unsicherer, ängstlicher, aggressiver und feindseliger gegenüber anderen sind, wenn sie von ihrem Vater keine oder wenig Liebe erfahren haben. Damit prägt die Zurückweisung durch den Vater ein Kind deutlich negativer als die Zurückweisung durch die Mutter.

Entscheidend ist aber die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit. Stundenlang nebeneinander vor dem Fernseher zu sitzen, bringt nicht sehr viel. Es sind vor allem die gemeinsamen Erfahrungen und Erlebnisse, die positive Emotionen wecken. Andererseits ist es nie zu spät. Zwar sind die ersten Lebensjahre die prägendsten, aber unser Gehirn passt sich ein Leben an. Ein Vater kann also durchaus auch mit etwas Verzögerung noch aktiv am Leben seines Kindes teilhaben.


Generell profitieren Kinder, unabhängig vom Alter und der Familienkonstellation, von Erwachsenen, die sich ihnen zuwenden. Andersherum sind es die Kinder, die die Gehirne der Erwachsenen zu Höchstleistungen anspornen. Am Ende ist es also eine echte Win-win-Situation.

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