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Transidentität: Wie fühlt es sich an, das falsche Geschlecht zu haben? E-mail

Transidentität: Wie fühlt es sich an, das falsche Geschlecht zu haben?

 

Schon bei der Befruchtung wird festgelegt, welche Gene wir in uns tragen. Auch die Information über unser biologisches Geschlecht ist darunter. Dabei bestimmt letztlich der Zufall darüber, welches Spermium sich durchsetzt und ob wir als Frau oder Mann geboren werden. Doch was die Natur entschieden hat, scheint nicht für jeden richtig zu sein. Wie fühlt es sich an, scheinbar im falschen Körper zu leben oder das falsche Geschlecht zu haben?

 

Die biologische Norm

Das biologische Geschlecht ist bei allen Säugetieren, und damit auch bei uns Menschen, genetisch festgelegt. Denn die genetischen Informationen über das Geschlecht befinden sich im Zellkern auf unseren Chromosomen. Aus diesem Grund ist schon die Befruchtung entscheidend. Je nachdem, welches Spermium des Vaters sich in der Eizelle der Mutter einnistet, wird nämlich ein weibliches oder männliches Kind daraus.

Kommen zwei X-Chromosomen zusammen, wird eine Frau daraus. Ein Mann wächst heran, wenn der Vater ein Y-Chromosom beisteuert. In Ausnahmefällen kann es zwar biologische Pannen geben. Doch in den allermeisten Fällen ist das die Norm der Natur.

 

Das Identitätsgeschlecht

Fühlen sich Menschen dem biologischen Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig, wird von transidenten Menschen oder Transgender gesprochen. Dabei stimmen ihre äußerlichen Geschlechtsmerkmale nicht mit dem gefühlten Geschlecht überein. Dieses gefühlte Geschlecht wird als Identitätsgeschlecht bezeichnet. Dabei gibt es Frauen, die sich im Körper eines Mannes richtiger aufgehoben fühlen würden, und andersherum Männer, für die sich der Körper einer Frau richtiger anfühlt. Manche Menschen können sich auch nur zum Teil mit jeweils einem Geschlecht oder mit gar keinem Geschlecht identifizieren.

Allerdings sind es oft nicht nur die äußerlichen Körpermerkmale, die nicht zur Identität einer Person passen. Vielmehr können sich auch angeborene Charakterzüge oder die gesellschaftliche Rolle, in die die Person hineingeboren wurde, falsch anfühlen. Transgender haben also nicht nur das Gefühl, im falschen Körper geboren zu sein. Stattdessen empfinden sie ihre angeborene Identität und ihre Geschlechterrolle als unpassend oder unangenehm.

 

Keine Erkrankung

Transgender gab es in allen Epochen der Geschichte der Menschheit und in sämtlichen Kulturen. Früher erfuhren sie sogar mehr Respekt und soziale Anerkennung als in den zurückliegenden Jahrzehnten in Europa. In den Kulturen der Ureinwohner von Nordamerika und Hawaii zum Beispiel waren transidente Menschen ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Sie waren für bestimmte Aufgaben zuständig, waren gut vernetzt und wurden respektiert. Die Unterdrückung und Diskriminierung begann erst, als Siedler aus dem Westen Europas ihre religiösen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen als Normen verbreiteten und durchsetzten.

In der westlichen Welt galt die Transidentität aus medizinischer Sicht bis 2019 als „Störung der Geschlechtsidentität“. Auch gesellschaftlich wurde sie lange Zeit fälschlicherweise als Krankheit gesehen. Inzwischen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Einstufung aber korrigiert. Es wird nicht mehr von einer Persönlichkeits- und Verhaltensstörung gesprochen, sondern stattdessen der wertfreie Begriff der „Geschlechtsdysphorie“ verwendet. Sich einem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen, gilt nicht mehr als krankhaft. Stattdessen liegt eine „sozialgeschlechtliche Nichtübereinstimmung im Jugend- oder Erwachsenenalter“ vor.

 

Die lange Phase der Selbstfindung

Bis transidente Menschen die Lebensform finden und leben können, in der sie sich wohlfühlen, ist es oft ein weiter Weg. Viele Betroffene probieren zunächst heimlich aus, ihr neues Geschlecht auszudrücken, indem Männer zum Beispiel im Verborgenen Frauenkleider anziehen, Pumps tragen, sich schminken und sich die Nägel lackieren.

Doch nicht nur sie selbst fühlen sich anfangs oft unsicher und fremd. Auch das Umfeld kann oft nur schwer begreifen, wie und warum das biologische und das gefühlte Geschlecht nicht zusammenpassen. Gerade für die Eltern und die Ehepartner oder Lebensgefährten kann es sehr schwierig sein, etwa die Tochter oder die Frau auf einmal als Sohn oder Mann wahrzunehmen.

Haben transidente Menschen sicher für sich entscheiden, wer sie sind und wie sie leben möchten, sehen sie sich häufig mit gesellschaftlichen Vorurteilen bis hin zur Diskriminierung konfrontiert. Dann kann der Austausch mit Leuten, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren, hilfreiche Unterstützung bieten. Mittlerweile gibt es verschiedene Organisationen, Vereine und Gruppen in den sozialen Medien, die mit Erfahrungswerten, im Umgang mit dem sozialen Druck und bei Entscheidungswegen zur Seite stehen. Reportagen und Berichte im Fernsehen und in Zeitungen tragen dazu bei, dass die gesellschaftliche Anerkennung langsam wächst.

 

Die medizinischen Möglichkeiten

Längst nicht jeder Transidente möchte körperlich zum anderen Geschlecht wechseln. Doch wenn dieser Wunsch besteht, werden die medizinischen Möglichkeiten für eine Geschlechtsangleichung immer besser. In diesem Fall wird dann von Transsexualität gesprochen.

Dabei ist vor allem die Zahl der Jugendlichen, die ihr Geschlecht ändern möchten, in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Jugendliche können zum Beispiel zunächst sogenannte Pubertätsblocker einnehmen. Diese Medikamente hemmen die körperlichen Veränderungen, die mit der Geschlechtsreife zusammenhängen, also zum Beispiel die Menstruation oder den Bartwuchs. Transidente Jugendliche gewinnen dadurch Zeit, um sich für ihre Geschlechtsidentität zu entscheiden. Allerdings zeigen Studien auch, dass die Behandlung andere Entwicklungen ebenfalls behindern kann, so zum Beispiel die Frage nach der Sexualität. Außerdem hält sich gut die Hälfte der Jugendlichen nach der Pubertät doch nicht mehr für transident. Gerade bei jungen Transgender-Personen raten Experten deshalb zu einer gründlichen Beratung und individuellen Betreuung.

Entschließt sich jemand nach langer Überlegung für eine körperliche Geschlechtsanpassung, beginnt die Behandlung meist mit einer Hormontherapie. Dabei werden gegengeschlechtliche Hormone in Form von Tabletten, Cremes oder Spritzen verabreicht. Weil die Hormone eine zentrale Rolle für die Entwicklung des neuen Geschlechts spielen, müssen sie üblicherweise ein Leben lang eingenommen werden, oft begleitet von starken Nebenwirkungen.

Die Hormontherapie dient als Vorbereitung auf eine geschlechtsangleichende Operation. Erst danach fühlen sich manche Betroffene endgültig in ihrer neuen Identität angekommen. Doch die Operation ist risikoreich und irreversibel. Daher ist eine ausführliche Beratung sehr wichtig. Bei dem Eingriff entfernen Ärzte zuerst die angeborenen Geschlechtsorgane. Anschließend werden bei weiteren Eingriffen die Bestandteile der neuen Geschlechtsorgane angepasst, geformt und entsprechende Prothesen eingesetzt.

 

Ein neuer Name


Unabhängig davon, ob eine geschlechtsangleichende Operation erfolgt oder nicht, möchten viele transidente Menschen ihre neue Identität offiziell machen. Dazu gehört auch ein passender Vorname. Für eine Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrags gibt es gesetzliche Regelungen. So muss der oder die Betroffene nachweisen, dass die Zugehörigkeit zu einem anderen Geschlecht schon länger besteht und sich höchstwahrscheinlich auch nicht mehr ändern wird. Ein psychologisches Gutachten klärt außerdem, ob die Geschlechtsidentität im Alltag tatsächlich und offensichtlich gelebt wird. Nur dann wird der Antrag genehmigt.

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