You are at: Der Stammbaum arrow Stammbaum Menschen arrow Stammbaum Tabelle arrow Walpurgisnacht: Gab es die Flugsalben der Hexen wirklich?
Walpurgisnacht: Gab es die Flugsalben der Hexen wirklich? E-mail

Walpurgisnacht: Gab es die Flugsalben der Hexen wirklich? 

Die Legende besagt, dass sich die Hexen in der Walpurgisnacht, das ist die Nacht vom 30. April auf den 01. Mai, mit einer wundersamen Salbe eingeschmiert haben sollen. Diese Salbe trugen sie außerdem auch auf ihre Besen auf. Dann sprachen sie ein paar Zaubersprüche und schon konnten sie auf ihren Besen davonfliegen. Aber was ist dran an dem Mythos, dass Hexen auf Besen fliegen können?

 

 

Und gab es die Flugsalben der Hexen wirklich? 

 

Hexen nannten die Rezepte für ihre Salben und Tinkturen.

Wirklich beliebt waren Hexen nie. Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, denn ihnen wurde nichts Gutes nachgesagt. So sollen sie Kinder getötet, Tiere verhext und Felder oder Brunnen vergiftet haben. Wer es sich mit ihnen verscherzte, wurde mit allerlei Flüchen belegt. Fangen ließen sich Hexen nicht, denn ihre Zauberkräfte ermöglichten es ihnen, sich in ein Tier zu verwandeln, die Gestalt eines anderen Menschen anzunehmen und sich kurzerhand unsichtbar zu machen.

Ein bisschen Flugsalbe und der eine oder andere Zauberspruch reichten aus, damit sie auf und mit ihren Besen fliegen konnten. Davon waren jedenfalls waren die Menschen früher fest überzeugt und sogar in Goethes “Faust” ist davon die Rede, dass Hexen Salben benutzen und auf Besen fliegen können.

Zu dem Mythos rund um die Flugsalbe und die Flugkünste der Hexen haben sicherlich ein Stück weit diejenigen beigetragen, die einst der Hexerei angeklagt waren. In Vorbereitung auf die Gerichtsprozesse fanden Befragungen statt. Diese Befragungen waren nichts anderes als Folter, wurden offiziell aber mit dem besser klingenden Begriff “peinliche Verhöre” bezeichnet.

Es ist nicht sehr erstaunlich, dass die vermeintlichen Hexen die Rezepte von ihren angeblichen Zaubertränken, Wundertinkturen und Salben verrieten, Flüge auf dem Besen gestanden und verschiedene andere Straftaten einräumten, damit die Folter ein Ende fand. Wie der Prozess enden würde, stand zudem ohnehin schon fest, denn wer der Hexerei angeklagt war, landete in aller Regel auf dem Scheiterhaufen. Zusammen mit den Hexen verbrannte aber auch ein großer Teil des alten Wissens über die Heilkraft von Pflanzen.

Einige Protokolle von Hexenprozessen sind zwar erhalten geblieben und darin finden sich zum Teil auch noch Rezepte für Salben und Tinkturen. Und so manches Rezept davon steht heute in Kräuterbüchern oder auf einschlägigen Seiten im Internet. 

 

Einige Zutaten tauchen immer wieder auf.

Ob die Rezepte echt, erfunden oder reine Spekulationen sind, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Vor allem im 16. Jahrhundert, als die Hexenverfolgung besonders intensiv betrieben wurde, dürften viele vermeintliche Hexen die ominösen Zutaten für Salben und Tinkturen sowie deren Wirkungen nur vom Hörensagen gekannt haben. Immerhin war es ein sicherer Weg, jemanden aus dem Weg zu räumen, wenn er der Hexerei beschuldigt wurde.

Sicherlich wird es deshalb unter den Angeklagten viele gegeben haben, die mitnichten Hexen waren oder auch nur irgendwie etwas mit der Hexerei zutun hatten. Um der Folter zu entgehen, gestanden jedoch viele Angeklagte praktisch alles, was ihnen vorgeworfen wurde. Dabei gaben sie dann auch die vermeintlichen Rezepte für die Salben, Tinkturen und Zaubertränke preis. Trotzdem ist auffällig, dass es einige pflanzliche Zutaten gibt, die wohl immer wieder genannt wurden. Hierzu gehören vor allem die Alraune, das Bilsenkraut, der Fliegenpilz, der Stechapfel und die Tollkirsche.

Eine oder mehrere dieser Pflanzen tauchen in fast jedem Rezept auf. Gemeinsam ist den genannten Pflanzen, die heute als klassische Hexenpflanzen gelten, dass es sich um Nachtschattengewächse handelt. Sie alle sind nicht nur hochgiftig, sondern haben auch eine sogenannte psychoaktive Wirkung. So enthalten die Pflanzen zum einen Alkaloide und zum anderen die Giftstoffe Atropin, Hyoscamin und Scopolamin.

Die Giftstoffe verändern die Wahrnehmung, lösen Halluzinationen aus und beeinflussen das Bewusststein. Deshalb greifen bis heute Schamanen, Magier, Mystiker, Orakelpriester und Heiler aus verschiedenen Kulturen auf diese und andere psychoaktive Pflanzen zurück, wenn sie Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen, Geistreisen antreten, Visionen erzeugen oder andere spirituelle Handlungen durchführen möchten.  

 

Die Salben der Hexen kamen in Verhören zum Einsatz.

Wenn aus psychoaktiven Pflanzenextrakten eine Salbe angerührt, ein Besenstiel oder ein Stock damit eingerieben, eventuell zusätzlich auch die Haut mit der Salbe eincremt und der Stiel dann zwischen die Beine geklemmt wird, gelangen die Giftstoffe über die Haut in den Körper. Dies führt zu einer verstärkten Durchblutung der Körperstelle und löst Halluzinationen aus.

Dadurch kann tatsächlich das Gefühl entstehen, die Person würde auf dem Besen fliegen. Allerdings findet dieser Flug nur im Kopf statt. Wenn vermeintliche Hexen also vor dem Richter gestanden, auf einem Besen geflogen zu sein, so berichteten sie entweder von einem Erlebnis, das sich in ihrem Kopf abgespielt hatte. Oder sie erzählten eine Geschichte, die sie so irgendwo aufgeschnappt hatten. Nicht selten wurden die angeblichen Hexensalben aber auch gegen die vermeintlichen Hexen selbst eingesetzt. So wurde eine Salbe beispielsweise auf die Genitalien aufgetragen.

Die massive Durchblutung des Genitalbereichs und die eintretenden Wahnvorstellungen machten es sehr einfach, das Verhör in die gewünschte Richtung zu lenken und die vermeintliche Hexe beispielsweise dazu zu bewegen, einen Koitus mit dem Teufel zu gestehen. Echte Flugfähigkeiten brachten die Flugsalben den Hexen jedenfalls nicht ein. Es gibt auch keine wirklichen Belege dafür, ob sie jemals versucht haben, die Schwerkraft zu überwinden.

Nachgewiesen ist lediglich, dass die Wirkung von Pflanzen schon früh bekannt war und sowohl genutzt wurde, um drogenähnliche Rauschzustände hervorzurufen, als auch um verschiedene Krankheiten zu behandeln. Tatsache ist außerdem, dass niemand versuchen sollte, seine eigene Hexenflugsalbe anzurühren.

Die typischen Zutaten für eine solche Salbe sind ausnahmslos hochgiftig und ein Selbstversuch könnte sehr schnell auf der Intensivstation eines Krankenhauses, in der geschlossenen Psychiatrie oder schlimmstenfalls auf dem Friedhof enden.

Mehr Berichte, Tipps und Dokumentationen:

Thema: Walpurgisnacht - Gab es die Flugsalben der Hexen wirklich?

 
< Prev   Next >

mehr Artikel

Rechtsanspruch auf Kita-Platz: Was heißt das eigentlich? Teil 1 Rechtsanspruch auf Kita-Platz: Was heißt das eigentlich? Teil 1   Seit dem 1. August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für ihr ein bis drei Jahre altes Kind. Der gesetzlich verankerte Anspruch soll die frühkindliche Förderung stärken und die Eltern entlasten. Doch was in der Theorie gut klingt, erweist sich in der Praxis mitunter als schwierig. Aktuellen Zahlen zufolge fehlen in Deutschland nämlich über 340.000 Krippen- und Kita-Plätze.  Ganzen Artikel...

Liste: 40 zeitlose Kindernamen, Teil 4 Liste: 40 zeitlose Kindernamen, Teil 4   Kündigt sich Nachwuchs an, stellt sich die Frage, wie das Kind heißen soll. Dabei gehen Eltern bei der Namenswahl sehr unterschiedlich vor. So gibt es in einigen Familien die Tradition, das Kind nach einem Familienmitglied zu benennen, oft sind das die Großeltern. Andere Eltern wählen einen Namen, der für sie eine persönliche Bedeutung hat.  Ganzen Artikel...

Bedeutende Entdecker mit großem Einfluss Bedeutende Entdecker mit großem Einflussauf unser heutiges Wissen Vieles, was wir heute wissen, ist für uns ein Stück weit selbstverständlich. So ist es für uns normal, den Atlas aufzuschlagen oder einen Blick auf den Globus zu werfen, um herauszufinden, wo sich ein Land, eine Stadt oder ein Meer befinden. Wir kennen die Namen vieler Bäume und Pflanzen und wissen, wo welche Tiere leben. Zudem können wir heute bis weit vor unserer Zeit rekonstruieren, wie verschiedenste Völker gelebt und wie sich die Welt im Laufe der Jahrtausende entwickelt hat.    Ganzen Artikel...

Die richtige Hebamme finden - Infos und Tipps, 2. Teil Die richtige Hebamme finden - Infos und Tipps, 2. Teil   Eine andere Bezeichnung für Hebamme lautet Geburthelferin. Doch die Mutter dabei zu unterstützen, ihr Baby auf die Welt zu bringen, ist nur ein Teil der Arbeit einer Hebamme. Vielmehr begleitet sie die werdenden Eltern schon während der Schwangerschaft, kümmert sich um die Vorsorge und bereitet die Eltern auf die Geburt vor. Nach der Entbindung betreut die Hebamme die Mutter und den Nachwuchs bis zu acht Wochen lang.  Ganzen Artikel...



7 Tipps zur Gestaltung von Fotobüchern 7 Tipps zur Gestaltung von Fotobüchern Fotobücher sind schön und praktisch - sowohl für die private Bildersammlung als auch für den Familienforscher. Hier sind 7 Tipps zur Gestaltung. Ob als Geschenk, als Dokumentation von Ereignissen und Erlebnissen oder einfach nur, um Erinnerungen festzuhalten: Fotos sind dafür ideal geeignet.   Ganzen Artikel...

Translation

Themengebiete

Haben es Einzelkinder leichter oder schwerer?
Haben es Einzelkinder leichter oder schwerer? Früher waren Einzelkinder eine seltene Ausnahme. Natürlich mag dies auch ein Stü...
Was ändert sich beim Konto, wenn das Kind 18 wird?
Was ändert sich beim Konto, wenn das Kind 18 wird? Viele Kinder und Teenager haben entweder noch gar kein eigenes Konto oder sie nu...
Was kennzeichnet einen modernen Vater?
Was kennzeichnet einen modernen Vater? Der Vater geht arbeiten, bringt das Geld nach Hause und ernährt so die Familie, während...
Klatsch und Tratsch als menschliche Besonderheit
Klatsch und Tratsch als menschliche Besonderheit Eine aufgeflogene Liebschaft, eine ungewöhnliche Paarung, eine Trennung, die Insolvenz...
Ausführlicher Ratgeber zur Aufnahme eines Pflegekindes, Teil 3
Ausführlicher Ratgeber zur Aufnahme eines Pflegekindes, Teil 3 Nicht alle Kinder finden bei ihrer leiblichen Familie das Zuhause, d...
Mormonen und die Familienforschung
Wer sind eigentlich die Mormonen und welche Bedeutung haben sie für die Familienforschung? Wer sich intensiver mit der Familien- und Ah...

themesclub.com cms Joomla template
Copyright © 2025 Stammbaum Vorlagen - Familie, Tipps und Ratgeber  -  All Rights Reserved.
design by themesclub.com
themesclub logo
Autoren & Betreiber Artdefects Media Verlag