You are at: Der Stammbaum arrow Software Stammbaum arrow Die Rolle der Väter im Laufe der Zeit
Die Rolle der Väter im Laufe der Zeit E-mail

Die Rolle der Väter im Laufe der Zeit 

Ein Kind wirbelt den Alltag mächtig durcheinander. Alles ändert sich, vieles muss neu organisiert werden. Doch nicht nur die Frau muss sich in ihrer neuen Rolle als Mutter zurechtfinden. Auch den Mann stellt die Vaterrolle vor eine besondere Herausforderung.

Allerdings hat sich die Rolle der Väter im Laufe der Zeit sehr verändert. War der Mann früher in erster Linie der Ernährer der Familie, wird vom modernen Mann heute fast schon erwartet, dass er sich aktiv ins Familienleben einbringt.

 

 

Der Vater muss nicht zwingend der Erzeuger sein.

Als Vater wird üblicherweise derjenige bezeichnet, der das Kind gezeugt hat. Mutter und Vater hatten also Geschlechtsverkehr und daraus ist ein Kind entstanden. Doch eine Vaterschaft muss sich nicht zwangsläufig rein biologisch definieren. Ein Mann, der in einer Patchwork-Familie lebt oder ein Kind adoptiert, zieht zwar strenggenommen das Kind eines anderen Mannes groß. Trotzdem kann er die Vaterfigur für das Kind sein.

Wichtiger als der Akt der Zeugung ist nämlich, wer dem Kind Liebe und Geborgenheit gibt, wer ihm Werte vermittelt und wer es erzieht und prägt. Diese Aufgaben kann letztlich jeder Mann übernehmen und damit auch dann zum Vater des Kindes werden, wenn er nicht der biologische Vater, also nicht der Erzeuger ist. Eines der prominentesten Beispiele hierfür findet sich mit Josef in der Bibel. Nach christlichem Glauben ist Jesus Christus der Sohn Gottes. Trotzdem hat Josef Jesus als sein eigenes Kind angenommen.

Josef hat Jesus also gewissermaßen adoptiert und die Rolle des Vaters übernommen. Sich um ein fremdes Kind zu kümmern, damit es das Kind gut hat, war seinerzeit allerdings eher die Ausnahme. Die Adoption war zwar beispielsweise schon bei den alten Römern ein gängiges Verfahren, für das es klare gesetzliche Regelungen gab.

Das Motiv für eine Adoption war aber in erster Linie, den Fortbestand des Geschlechts zu sichern. Deshalb wurden bevorzugt potente Jünglinge adoptiert, die mitunter ihre Manneskraft erst einmal unter Beweis stellen mussten. Die frühe christliche Gemeinschaft wiederum konnte dieser Form der Adoption nicht viel abgewinnen.

Da die Kirche ohnehin schon arm war und zudem auch noch regelmäßig zum Zufluchtsort für Notleidende wurde, brauchte sie Geld. Deshalb sah sie es lieber, wenn kinderlose Mitglieder ihr Vermögen der Kirche vererbten und nicht einem Adoptivkind. 

 

In Kriegszeiten fehlten die Väter.

Während der Weltkriege mussten vor allem die Kinder mit vielen Entbehrungen leben. Städte wurden zerstört, Bomben detonierten und es fehlte oft an Essen und Kleidung. Viele Väter, die als Soldaten in den Krieg gezogen waren, kehrten nicht mehr nach Hause zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs etwa ein Viertel aller Kinder ohne Vater auf. Die Erziehung musste dann die Mutter alleine übernehmen, doch sie konnte die männliche Bezugsperson oft nicht ersetzen.

Vor allem in der Pubertät konnte dies problematisch werden. In den 1950er-Jahren war es der Vater, der zu Hause das Sagen hatte. Pubertierende Söhne lehnten sich gegen die Verhaltensregeln auf und versuchten, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen. Fehlte eine Vaterfigur, gab es kein Vorbild und keine Autoritätsperson, mit der ein Kräftemessen möglich war. Zudem mussten die Kinder schon früh Verantwortung übernehmen.

Die Mütter mussten sich schließlich nicht nur um die Kindererziehung und den Haushalt kümmern, sondern auch den Lebensunterhalt erwirtschaften. Die heutige Forschung vertritt die Auffassung, dass einige dieser Kinder, die nur mit der Mutter und ohne männliche Bezugsperson aufgewachsen sind, keine stabile, gefestigte Persönlichkeit entwickeln konnten. In der Folge waren sie nicht in der Lage, sich auf eine enge Beziehung zu einem Partner oder ihren Kindern einzulassen.

Doch selbst wenn die Väter irgendwann aus dem Krieg zurückkehrten, stellte sich nicht automatisch ein Familienleben mit klarer Rollenverteilung ein. Denn für die Kinder waren die Väter nach ihrer Rückkehr oft zunächst einmal fremde Personen. Und die Väter waren damit beschäftigt, die Kriegserlebnisse zu verarbeiten und wieder Fuß zu fassen. 

 

Nach dem Krieg kam der Generationenkonflikt.

Die Nachkriegszeit war von dem Wunsch geprägt, Deutschland wiederaufzubauen und in ein normales, friedliches Leben zurückzukehren. Die Generation der Mütter und Väter wollte die Vergangenheit hinter sich lassen und möglichst nicht mehr an die Verbrechen der Nazis erinnert werden.

Doch die Kinder dieser Generation sahen es anders. Sie hinterfragten die Vergangenheit und forderten, die Gräueltaten der Nationalsozialisten aufzuarbeiten. Bereits in den 1950er-Jahren nahm der Generationenkonflikt seinen Anfang.

Er steigerte sich zu einer Studentenbewegung, entwickelte sich weiter zur sogenannten 68er-Revolution und fand schließlich mit der RAF seinen gewaltsamen Höhepunkt. Doch der jungen Generation ging es nicht nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern sie kämpften auch um sexuelle Freiheit und die Gleichberechtigung der Frau.  

 

Der heutige Vater ist weit mehr als nur der Ernährer der Familie.

In den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten wurde die klassische Rollenverteilung vom Mann, der arbeiten geht und das Geld verdient, und der Frau, die sich als Hausfrau um die Kinder und den Haushalt kümmert, zunehmend aufgebrochen. Für einen Großteil aller Paare ist es längst selbstverständlich, dass beide Elternteile die Erziehung ihrer Kinder gemeinsam übernehmen.

Der werdende Vater von heute begleitet seine Partnerin zu Schwangerschaftskursen, ist bei der Geburt im Kreißsaal und schneidet nach der Geburt die Nabelschnur durch. Er badet sein Kind, wechselt Windeln, füttert es und schiebt den Kinderwagen.

Er ist stolz darauf, Vater zu sein, und zeigt dies auch in der Öffentlichkeit. Was heute selbstverständlich ist, war vor noch gar nicht allzu langer Zeit undenkbar. Aber die Vaterrolle intensiv auszuleben, kostet Zeit. Immer mehr Männer verzichten deshalb, ähnlich wie die Mütter, zumindest zeitweise auf die berufliche Karriere, um von der Entwicklung ihrer Kinder nicht zu viel zu verpassen.  

 

Der Gesetzgeber stärkt die Rolle der Väter.

Ein intensives Familienleben lässt sich nicht immer problemlos mit einem vollgepackten Arbeitsalltag unter einen Hut bringen. Der Gesetzgeber hat das erkannt und entsprechend reagiert. So haben Eltern schon seit 2001 grundsätzlich einen Rechtsanspruch darauf, in Teilzeit zu arbeiten. Außerdem können sowohl Mütter als auch Väter in Elternzeit gehen. 2007 kam das Elterngeld dazu. Entscheiden sich beide Elternteile für Elternzeit, wird das Elterngeld zwei Monate länger bezahlt. Die Idee dahinter ist, Väter dazu zu motivieren, sich eine kurze berufliche Auszeit zu nehmen und sich in dieser Zeit ausschließlich dem Nachwuchs zu widmen.

Doch die Realität sieht anders aus. Denn die moderne Gesellschaft tut sich noch immer schwer damit, wenn der Mann zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert, während die Frau beruflich Karriere macht. Auch im Fall einer Scheidung hat der Vater die schlechteren Karten, denn selbst bei einem gemeinsamen Sorgerecht geben Familiengerichte ein Kind eher in die Obhut der Mutter. 

Aber es gibt auch Entscheidungen zugunsten der Väter. Möchte ein Mann beweisen, dass er der Vater eines Kindes ist oder umgekehrt, dass er nicht der Vater eines Kindes ist, kann er einen Vaterschaftstest durchführen lassen. Eine kleine Speichelprobe von Kind und Mann genügt, um die Vaterschaft eindeutig zu klären. Als Beweismittel vor Gericht sind heimlich durchgeführte Tests zwar nicht zugelassen und wenn der Mann heimlich Speichelproben nimmt, um den Test durchführen zu lassen, macht er sich sogar strafbar.

Ohne Einwilligung der Betroffenen verletzt ein heimlicher Vaterschaftstest nämlich das Persönlichkeitsrecht des Kindes. Aber der Mann kann sich an das zuständige Familiengericht wenden und problemlos einen richterlichen Beschluss beantragen. Mit diesem Beschluss kann er den Vaterschaftstest durchführen lassen, selbst wenn die Mutter des Kindes damit nicht einverstanden ist.

Mehr Dokumentationen, Tipps, Anleitungen und Ratgeber:

  • Die wichtigsten Infos zur Veröffentlichung von Kinderfotos
  • Was ist eine Leihoma?
  • Was ist ein Friedwald?
  • Haben es Einzelkinder leichter oder schwerer?
  • Was ist eine "Familienaufstellung"?, 2. Teil
  • Was ist eine "Familienaufstellung"? (1. Teil)
  • Familie - damals und heute
  • Thema: Die Rolle der Väter im Laufe der Zeit

     
    < Prev   Next >

    mehr Artikel

    Basistipps für die Ahnenforschung, 3. Teil Basistipps für die Ahnenforschung, 3. Teil   Fragen nach den eigenen Wurzeln beschäftigen viele Menschen. Als wissenschaftliche Disziplin befasst sich die Genealogie mit der Ahnenforschung. Doch auch ein Laie kann sich auf die Suche nach seinen Vorfahren und bisher unbekannten Verwandten begeben. Wir haben dazu einen ausführlichen Ratgeber erstellt. Dabei haben wir in den beiden ersten Teilen verschiedene Basistipps für die Ahnenforschung aufgelistet. Jetzt, im 3. und letzten Teil, nennen wir noch die typischen Herausforderungen und Fallstricke, die der Hobby-Genealoge im Hinterkopf haben sollte, um Fehler zu vermeiden.  Ganzen Artikel...

    Familie - damals und heute Familie - damals und heute Früher war es relativ einfach: Mann und Frau verliebten sich ineinander, verlobten sich und heirateten. Durch die Hochzeit begründeten sie ihre Familie. Später kamen dann meist Kinder dazu und damit war die eigene Familie komplett. Der Mann war der Ernährer der Familie und ging arbeiten, die Frau kümmerte sich um die Kinder und den Haushalt.    Ganzen Artikel...

    Hinterbliebenen-Renten: Wer bekommt was?, Teil 2 Hinterbliebenen-Renten: Wer bekommt was?, Teil 2 Wenn der Ehepartner oder ein Elternteil stirbt, verändert sich die gesamte Lebenssituation. Doch der persönliche Verlust ist nicht alles, was die Angehörigen verschmerzen müssen. Vielmehr müssen sie meist auch die finanziellen Folgen verkraften. Der Gesetzgeber versucht, mit verschiedenen Hinterbliebenen-Renten die wirtschaftliche Existenz zumindest ein Stück weit zu sichern.    Ganzen Artikel...

    Stammbaum Blog Der Stammbaum Blog Zeugnisse der Zeitgeschichte bei der Ahnenforschung und der geologischen Wissenschaft. Meldungen und Nachrichten im Stammbaum Blog, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und diversen Theorien zur Ahnenforschung und Evolution. Interessant für Schüler und Studenten, aber auch für jeden anderen, der sich für die Geschichte interessiert. Forschung und Wissen vereinen und Familienmitglieder zusammenführen. Wenn auch Sie Anteil nehmen möchten, senden Sie uns gerne ihre Meinungen.  Mehr zu Genealogie, Stammbäumen und Familienforschung: Richtige Bezeichnungen in der Ahnenreihe Tabelle und Tipps zum Hausbaum - Lebensbaum Vererbung von Blutgruppen und Rhesusfaktor Stammbaumanalyse Uebungen Infos zu den Mendelschen Regeln Fachinformationen zur Stammbaumanalyse  Ganzen Artikel...



    Sünde Vergebung und Ablass in der katholischen Kirche Sünde, Vergebung und Ablass in der katholischen Kirche Jeder leistet sich ab und an die eine oder andere Sünde. Doch im katholischen Glauben ist nicht jede Sünde gleich, sondern es wird zwischen verschiedenen Schweregraden unterschieden. Wer seine Sünden bereut und sich wünscht, dass ihm seine Sünden vergeben werden, kann zur Beichte gehen.   Ganzen Artikel...

    Translation

    Themengebiete

    Aussehen, Charakter, Persönlichkeit - geerbt oder selbst entwickelt?
    Aussehen, Charakter, Persönlichkeit - geerbt oder selbst entwickelt? “Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm” oder &ldq...
    Typische menschliche Denkweisen und Denkfehler
    Einige typische menschliche Denkweisen und Denkfehler, die teils noch aus der Steinzeit stammen Von Beginn an und über viele Jahrtause...
    Mythen und Irrtuemer der Astronomie
    Die größten Mythen und Irrtümer der Astronomie Viele führt die Suche nach den eigenen Wurzeln zumindest ein Stück...
    Die Geschichte der Ahnenforschung
    Kurzer Überblick über die Geschichte der Ahnenforschung Auch heute noch werden Menschen in bestimmte Klassen, Gesellschaftsschicht...
    Kauf von Stammbaum-Software
    Tipps zum Kauf von Stammbaum-Software Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, einen Stammbaum selbst zu erstellen. Die erste M&o...
    Der Totengott
    Der Totengott

    themesclub.com cms Joomla template
    Copyright © 2024 Stammbaum Vorlagen - Familie, Tipps und Ratgeber  -  All Rights Reserved.
    design by themesclub.com
    themesclub logo
    Autoren & Betreiber Artdefects Media Verlag