You are at: Der Stammbaum arrow Online Stammbaum arrow Stammbaum Zeichnung arrow Rechtsanspruch auf Kita-Platz: Was heißt das eigentlich? Teil 1
Rechtsanspruch auf Kita-Platz: Was heißt das eigentlich? Teil 1 E-mail

Rechtsanspruch auf Kita-Platz: Was heißt das eigentlich? Teil 1

 

Seit dem 1. August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für ihr ein bis drei Jahre altes Kind. Der gesetzlich verankerte Anspruch soll die frühkindliche Förderung stärken und die Eltern entlasten. Doch was in der Theorie gut klingt, erweist sich in der Praxis mitunter als schwierig. Aktuellen Zahlen zufolge fehlen in Deutschland nämlich über 340.000 Krippen- und Kita-Plätze.

Was also können Eltern tun, wenn sie keinen Platz bekommen? Wie können sie ihren Anspruch durchsetzen? Und was beinhaltet der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz überhaupt? In einem zweiteiligen Beitrag erklären die rechtliche Lage!

 

Was bedeutet der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz?

Durch den gesetzlich verankerten „Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege“, wie es der Gesetzgeber in § 24 Abs. 2 Sozialgesetzbuch VIII formuliert, sind die Träger der öffentlichen Jugendhilfe dazu verpflichtet, entsprechende Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen. Träger der Jugendhilfe sind in aller Regel die Landkreise und die kreisfreien Gemeinden oder von ihnen beauftragte Stellen. Die Städte und Kommunen müssen also dafür sorgen, dass die Betreuung der Kinder stattfinden kann.

Das im Gesetz enthaltene „oder“ bedeutet, dass es nicht unbedingt ein Platz in einer Kita sein muss. Stattdessen kann die Stadt oder Gemeinde den Eltern zum Beispiel auch die Betreuung bei einer Tagesmutter anbieten. Die Eltern haben zwar grundsätzlich die Wahl zwischen einer Kindertagesstätte und einer Tagesmutter. Wenn aber alle Kita-Plätze belegt sind, ist die Pflicht durch das Angebot auf einen Platz bei der Tagesmutter erfüllt.

 

Ein paar Gerichtsurteile zum Thema

Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ist sehr klar formuliert. So besteht die einzige Voraussetzung darin, dass das Kind älter als ein Jahr und jünger als drei Jahre ist. Das Alter ist also das alleinige und ausschlaggebende Kriterium. Ob die Eltern berufstätig sind oder nicht und aus welchem Grund sie die Betreuung möchten, spielt keine Rolle.

Allerdings legt das Gesetz nur eindeutig fest, dass der Anspruch besteht. Zur genauen Ausgestaltung macht er keine konkreten Angaben. Es gilt lediglich, dass die Betreuung geeignet und zumutbar sein muss. Weil solche Formulierungen einen gewissen Interpretationsspielraum lassen, gibt es bereits mehrere Gerichtsurteile, an denen sich Eltern orientieren können.

 

Dauer der Betreuung

Der Anspruch auf einen Kita-Platz ist nicht an die Dauer der Betreuung geknüpft. Die Eltern können also nicht verlangen, dass ihr Kind in einer Einrichtung unterkommt, in der es ganztags betreut wird. Ebenso haben sie keinen Anspruch auf einen Platz in einer Kita, die auch zu bestimmten Randzeiten geöffnet hat. Das hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen bestätigt (Az. 12 B 1324/19).

 

Entfernung zur Kita

Welche Entfernung zur Kita den Eltern zugemutet werden kann, regelt das Gesetz nicht. Und letztlich wird es meist auf den Einzelfall ankommen. Wohnen die Eltern zum Beispiel sehr ländlich, dürften etwas längere Wege eher zumutbar sein als in einer Großstadt mit vielen Betreuungsstätten.

Das Verwaltungsgericht Köln kam zu der Entscheidung, dass die Stadt den Eltern einen Platz in einer wohnortnahen Einrichtung zur Verfügung stellen muss. Wohnortnah definierten die Verwaltungsrichter dabei als Entfernung von weniger als fünf Kilometer (Az. 19 L 877/13). In der nächsthöheren Instanz legte sich das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen nicht auf eine konkrete Kilometerzahl fest. Stattdessen verwiesen die Richter darauf, dass auch ein wohnortnaher Platz bei einer Tagesmutter zumutbar sein kann (Az. 12 B 793/13).

Das Verwaltungsgericht München wiederum vertrat die Meinung, dass bei der Entfernung nicht die Kilometerzahl, sondern die Zeit maßgeblich ist. Demnach liegt die zumutbare Grenze für die Fahrt von der Wohnung oder Arbeitsstätte bis zur Kita mit öffentlichen Verkehrsmitteln bei einer halben Stunde (Az. M 18 K 13.2256).

 

Übernahme von Mehrkosten

Sind alle Plätze in den öffentlichen Einrichtungen belegt, kann eine Alternative sein, das Kind in einer privaten Kita unterzubringen oder einen Babysitter zu engagieren. Die Mehrkosten, die dadurch entstehen, können die Eltern gerichtlich einfordern. Eine Höchstgrenze gibt es dabei nicht. Allerdings müssen die Eltern wirtschaftlich handeln. Sie können also nicht einfach die teuerste Variante wählen, wenn es auch kostengünstigere Angebote gäbe.

In Rheinland-Pfalz hatte eine Mutter geklagt, weil sie ihre Tochter in einer privaten Kita unterbringen musste, nachdem ihr die Stadt Mainz keinen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen konnte. Dass die Stadt die Mehrkosten übernehmen muss, wurde in zwei Instanzen und danach auch höchstrichterlich durch das Bundesverwaltungsgericht bestätigt (Az. 5 C 35.12).

 

Schadensersatz bei Verdienstausfall

Stellt der zuständige Träger der Jugendhilfe den Eltern keinen Betreuungsplatz für ihr Kind zur Verfügung und können sie deshalb ihrer Erwerbstätigkeit nicht nachgehen, können die Eltern Schadensersatz für den Verdienstausfall verlangen. Der Bundesgerichtshof hat bereits in mehreren Urteilen bestätigt, dass die Eltern den entgangenen Lohn einklagen können, wenn sie ihren Job wegen des fehlenden Betreuungsplatzes aufgeben müssen oder nicht antreten können.

 

Der umgekehrte Fall

Nun kann es aber natürlich auch sein, dass die Eltern die Zusage für einen Kita-Platz bekommen, das Kind aber nicht mitspielt. Dass die erste Zeit, bis sich das Kind und die Eltern an die neue Situation gewöhnt haben, etwas schwierig sein kann, ist ein Stück weit normal. Doch es gibt eben auch Kinder, die sich partout nicht eingewöhnen können und vehement dagegen wehren, die Kita zu besuchen. Das Amtsgericht Bonn hatte die Frage zu klären, ob die Eltern in so einem Fall die Möglichkeit haben, den Kita-Vertrag fristlos zu kündigen.


Die Richter entschieden zugunsten der Eltern. Sie sahen es als unangemessene Benachteiligung an,  wenn der Vertrag den Eltern kein fristloses Kündigungsrecht bei Eingewöhnungsschwierigkeiten einräumt. Zumal die Kita den Vertrag fristlos kündigen darf, wenn sich das Kind nicht eingewöhnen kann oder die Eltern die Beiträge nicht bezahlen (Az. 114 C 151/15).

Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:

 

 
< Prev   Next >

mehr Artikel

Was macht ein Hospizbegleiter? Was macht ein Hospizbegleiter?   Einige Menschen werden in ihrem Leben schon sehr früh mit dem Tod konfrontiert. Andere Menschen kommen erst spät mit dem Thema in Kontakt oder möchten sich gar nicht großartig damit befassen. Doch irgendwann geht jeder Weg zu Ende. Und sowohl für den Sterbenden als auch für die Angehörigen ist es dann eine große Hilfe, wenn jemand da ist, zuhört, Zeit schenkt und die Hand reicht. Genau das leistet die Hospizbegleitung.  Ganzen Artikel...

Infos rund um Urbarien Infos rund um Urbarien  Nachdem sich Familien- und Ahnenforscher unterschiedlicher Quellen bedienen, um Informationen zu sammeln, können für sie sicher auch Urbarien interessant sein.  Bei einem Urbar handelt es sich um ein Verzeichnis, in dem die Besitzverhältnisse einer Grundherrschaft erfasst sind. In den Grundzügen ist ein Urbar damit mit dem heutigen Grundbuch vergleichbar.  Neben den Besitzrechten sind in einem Urbar darüber hinaus jedoch auch die Leistungen dokumentiert, die die Grunduntertanen der Grundherrschaft gegenüber erbringen mussten.     Ganzen Artikel...

Die Geschichte von Vornamen Infos zur Geschichte von Vornamen und ihrer Bedeutung Lange Zeit bestand die Funktion des Vornamens darin, einen Menschen anzusprechen und ihn dabei eindeutig von einer anderen Person zu unterscheiden. Aus diesem Grund wurde in sehr frühen Zeiten auch nicht von Vornamen, sondern vielmehr von Rufnamen gesprochen. Die Bezeichnung Vorname entwickelte sich, als es notwendig wurde, Nachnamen einzuführen, um Personen mit gleichem Rufnamen identifizieren zu können.   Ganzen Artikel...

7 Fragen zum Mutterschaftsgeld, Teil 1 7 Fragen zum Mutterschaftsgeld, Teil 1   Kündigt sich Nachwuchs an, fahren die Gefühle Achterbahn. Auf der einen Seite ist die Vorfreude groß und die Eltern können es kaum erwarten, bis das Baby endlich da ist. Doch auf der anderen Seite machen sich Sorgen breit: Verläuft die Schwangerschaft ohne Komplikationen? Wie wird die Geburt? Ist das Kind gesund? Wie wird der neue Alltag sein? Wird es klappen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen? Zumindest was das Finanzielle angeht, müssen sich Mütter, die vor und während der Schwangerschaft in einem Arbeitsverhältnis stehen, keine Sorgen machen. Als Mitglieder einer gesetzlichen Krankenkasse erhalten sie in der Zeit des Mutterschutzes nämlich Mutterschaftsgeld. Allerdings ist unterschiedlich geregelt, wer wann welchen Anspruch hat.  Ganzen Artikel...



Beliebte und sehr teure Katzenrassen Einige beliebte, aber sehr teure Katzenrassen in der Übersicht In der Liste mit den beliebtesten und am häufigsten gehaltenen Haustieren in Deutschland belegen Katzen den ersten Platz. Dabei ist die Auswahl riesig und von der ruhigen, sensiblen, zierlichen oder verschmusten Wohnungskatze bis hin zum robusten, aufgeweckten oder eigenwilligen Freigänger lässt sich für jeden Geschmack etwas finden. Zu den vergleichsweise pflegeleichten Katzenrassen gehört die Europäisch Kurzhaar. Sie ist nicht zu groß und nicht zu klein, nicht zu dick und nicht zu dünn, fühlt sich drinnen und draußen wohl und ist in unzähligen Farben erhältlich.    Ganzen Artikel...

Translation

Themengebiete

Infos zum Unterhaltsanspruch volljähriger Kinder
Infos zum Unterhaltsanspruch volljähriger Kinder Mit dem 18. Geburtstag beginnt die Volljährigkeit. Das Kind gilt nun offiziel...
Die wichtigsten Fragen zum Kindesunterhalt, Teil 3
Die wichtigsten Fragen zum Kindesunterhalt, Teil 3 Grundsätzlich haben Eltern gegenüber ihren Kindern immer die Pflicht, Unter...
Geschichten und Legenden über die Inka
Die spannendsten Geschichten und Legenden über die Inka Das Reich der Inka, das sie selbst Tawantinsuyu, Land oder Reich der vier Teile...
Hilfreiche Mittel um das Wetter vorherzusagen
Einige der hilfreichsten Mittel, um das Wetter vorherzusagen Das Wetter ist nicht nur ein beliebtes Thema für einen unverfänglich...
Kultur der Kelten
Die Kultur der Kelten
Tiere in Sagen und Mythen
Die bekanntesten Tiere in Sagen und Mythen Es gibt eine Reihe von geheimnisvollen, legendenumwobenen Tieren, die die Menschen mitunter mehr...

themesclub.com cms Joomla template
Copyright © 2025 Stammbaum Vorlagen - Familie, Tipps und Ratgeber  -  All Rights Reserved.
design by themesclub.com
themesclub logo
Autoren & Betreiber Artdefects Media Verlag