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Die Geschichte der Ahnenforschung E-mail

Kurzer Überblick über die Geschichte der Ahnenforschung 

Auch heute noch werden Menschen in bestimmte Klassen, Gesellschaftsschichten oder Stände eingeteilt, es gibt Kastensysteme und im Rahmen von Erbschaftsfragen wird eine bestimmte Reihenfolge eingehalten.

All dies erfolgt mit einem gewissen Selbstverständnis, das sich vielfach in der genealogischen Abstammung begründet. Aber die Genealogie oder die Ahnenforschung spielen nicht nur dann eine Rolle, wenn es darum geht, das Vermögen zu vererben, die Unternehmensnachfolge zu regeln oder seinen Segen für eine Beziehung zu geben.

 

 

Auch im privaten Bereich sind viele auf der Suche nach ihren Wurzeln und zusammen mit der Verbreitung des Internets hat die Ahnenforschung einen großen Aufschwung erfahren. Dabei blickt die Ahnenforschung bereits auf eine sehr lange Geschichte zurück, auch wenn sie sich im Laufe der Zeit stark verändert hat.

 

Hier die Geschichte der Ahnenforschung in einem kurzen Überblick:

 

Die Anfänge der Ahnenforschung

In nahezu allen Kulturen handelt es sich bei den ersten geschichtlichen Aufzeichnungen um Stammbäume und Ahnenlisten. Damals ging es aber weniger darum, die Abstammung objektiv und wissenschaftlich richtig zu erfassen. Im Vordergrund stand vielmehr, den Anspruch auf Macht und Herrschaft zu legitimieren.

So war es beispielsweise sowohl bei den alten Ägyptern als auch bei den Maya üblich, seine Position durch die Abstammung von einer Gottheit, einem mächtigen König oder einem erfolgreichen Feldherr zu rechtfertigen und dem Erreichen der eignen Ziele in diesem Zuge den Vorrang vor der historischen Wahrheit zu geben.

Dies gilt allerdings nicht nur für Herrscher, sondern Beispiele für diese Vorgehensweise finden sich auch in der Bibel. So gibt es hier beispielsweise die sogenannten Stammbäume Jesu in dem Lukas- und dem Matthäus-Evangelium. In beiden Evangelien werden völlig unterschiedliche Ahnenfolgen konstruiert, um nachzuweisen, dass Jesus der Nachfahre von Abraham und im anderen Fall von Adam ist.  

 

Die Entwicklung der Ahnenforschung

Bei der Ahnenforschung im frühen Mittelalter handelte es sich in erster Linie um die Geschichte der Stammreihen des Hochadels. Der Adel war auf Nachweise der Herkunft angewiesen, um bestimmte Ämter bekleiden und seine Besitzansprüche geltend machen zu können. Aber auch wenn es nur darum ging, an einem Turnier teilzunehmen, war eine Ahnenprobe als Beleg für die adelige Abstammung notwendig.

Nachdem das Bürgertum im 17. Jahrhundert zu immer mehr Reichtum gelangte und zunehmend Einfluss nahm, begann auch die Ahnenforschung damit, sich mit einer breiteren Bevölkerungsschicht zu beschäftigen. Zu dieser Zeit spielten auch wissenschaftliche Kriterien eine immer wichtigere Rolle und die Genealogie wurde als Unterrichtsfach an den Universitäten gelehrt.

1788 veröffentlichte der aus Göttingen stammende Historiker Johann Christoph Gatterer mit seinem Werk „Abriss der Genealogie“ die erste systematische Darstellung der Ahnenforschung. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich zudem die Abstammungsbewertung in der Tierzucht. Zunächst wurden Stammbücher nur für ausgewählte Tiere wie beispielsweise Rennpferde geführt, später gab es dann zunehmend auch Zuchtstammbücher für Nutztiere.

Im Alltag gewann die Ahnenforschung ebenfalls an Bedeutung. So mussten beispielsweise Auswärtige, die in eine Stadt zogen, um ein Handwerk zu erlernen oder auszuüben, den jeweiligen Zünften einen Geburtsbrief vorlegen. Die ersten genealogischen Vereine für Heraldik und Genealogie wurden mit dem „Herold“ 1869 in Berlin und mit dem „Adler“ 1870 in Wien gegründet. In Dresden entstand 1902 mit dem „Roland“ der erste bürgerliche Verein weltweit, zwei Jahre später folgte in Leipzig die Gründung der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte.

Zu dieser Zeit begannen sich aber nicht nur immer mehr Menschen für die Ahnenforschung zu interessieren, sondern es zeichnete sich auch eine Entwicklung in zwei Richtungen ab. Der Genealoge Kekulé von Stradonitz, der ein System zur Nummerierung von Ahnenreihen entwickelte, das bis heute zu den am häufigsten genutzten Systemen gehört, widmete sich einer historisch und soziologisch ausgerichteten Ahnenforschung.

Er stellte die Familienkunde und die praktischen Schwierigkeiten bei der Forschung in den Mittelpunkt. Der Historiker Ottokar Lorenz hingegen verschrieb sich einer Ahnenforschung, die naturwissenschaftlich ausgerichtet und an der Vererbungslehre orientiert war. Dieser Auffassung folgte auch das genealogische Verständnis der nationalsozialistischen Rassenideologie, die die Ahnenforschung nutzte, um die Ab- und die Ausgrenzung bestimmter Gesellschaftsgruppen zu rechtfertigen.

1934 wurde das Amt für Sippenforschung der NSDAP eingerichtet, das später in Reichssippenamt umbenannt wurde und für die Gleichschaltung sowie für die aus ideologischer Sicht richtige Ausrichtung von familienkundlichen Aktivitäten zuständig war.

Die Genealogie und die Ahnenforschung wurden in der Folge immer mehr auf eine Erscheinung des Dritten Reiches reduziert und dies führte dazu, dass die Familienforschung in Deutschland auch nach Kriegsende noch sehr skeptisch beobachtet wurde.   

 

Die Ahnenforschung heute

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen neue Impulse für die Ahnenforschung aus Frankreich, Holland, Schweden, England und den USA, denn hier hatte sich die Familienforschung zu einem beliebten und weit verbreiteten Hobby entwickelt.

Eine wichtige Rolle kommt in diesem Zusammenhang der Genealogischen Gesellschaft von Utah zu, die erstmalig den Computer in der Genealogie einsetzte und damit auch auf internationaler Ebene eine Führungsrolle übernahm. In Deutschland und Österreich hingegen waren die Genealogen damit beschäftigt, Vereine, Verlage und Zeitschriften, die es vor 1933 gegeben hatte, wiederaufzubauen oder neu zu gründen.

Seit 1994 und im Zuge der rasanten Verbreitung des Internets hat auch die Ahnenforschung einen regelrechten Boom erlebt. Dank des weltweiten Netzes ist es nun möglich, schnell und einfach Kontakte zu anderen Forschern und Gleichgesinnten zu knüpfen, Informationen und Erfahrungen auszutauschen oder in einer der vielen genealogischen Datenbanken mit unzähligen Ahnentafeln zu recherchieren.

 

Weiterführende Ratgeber und Vorlagen für die Ahnen- und Familienforschung:

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