You are at: Der Stammbaum
Fachinformationen zur Stammbaumanalyse E-mail

Fachinformationen zur Stammbaumanalyse 

Das Interesse daran, in welcher Form welche körperlichen und geistigen Merkmale auf die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden, war schon früh vorhanden. Ursprünglich wurden die Vorstellungen und Annahmen jedoch deutlich von Geschichten und dem Aberglauben beeinflusst.

Erst ab etwa 1750 erfolgten die Beobachtung und Aufzeichnung von besonderen Merkmalen in Familien unter tatsächlich wissenschaftlichen Aspekten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass bestimmte genetische Besonderheiten selten und angeboren sein mussten.

 

 

Zu den ersten Stammbäumen, die sich mit der genetischen Forschung beschäftigen, gehört der Stammbaum von Mr. J. Scott, der 1777 die Verbreitung von Farbenblindheit in einer Familie dokumentierte. Aus genetischer Sicht war vor allem die Erkenntnis wichtig, dass es ein einziges erbliches Merkmal gab, das die Familienglieder in zwei Klassen aufspaltete. Für die Menschen waren solche Merkmale jedoch weniger interessant, das sie nur sehr selten vorkamen.

Interessanter war vielmehr, ob Kinder groß oder klein, hübsch oder weniger hübsch, stark oder eher schwach oder intelligent oder weniger schlau sein würden. Alle diese Eigenschaften erfüllen jedoch nicht die Anforderung der genetischen Einfachheit. Genetische Einfachheit bedeutet, dass es sich bei dem jeweiligen Merkmal um eine Einheit handelt und eine genaue Aussage darüber möglich ist, ob dieses Merkmal vorhanden ist oder ob nicht.

Im Verlauf der Geschichte entwickelte sich dann das Instrument der Stammbaumanalyse. Hierbei geht es nicht nur darum, festzustellen, dass Besonderheiten vererbet werden, sondern auch, weshalb und in welcher Form diese Besonderheiten weitergegeben werden. Das bedeutet, durch die Stammbaumanalyse sollen Rückschlüsse von den beobachteten Merkmalen auf die Erbanlagen möglich werden, die dann wiederum Aussagen für die nächsten Generationen erlauben.   

 

Die Vorgehensweise bei der Stammbaumanalyse 

Die Stammbaumanalyse gliedert sich im Wesentlichen in drei Schritte:

1.       Zuerst wird untersucht, ob das jeweilige Merkmal dominant oder rezessiv vererbt wird.

2.       Anschließend wird überprüft, ob die Vererbung autosomal oder gonosomal erfolgt.

3.      Abschließend wird jeder sichere und jeder mögliche Genotyp genau definiert und entsprechend        begründet. Gleichzeit wird festgelegt, weshalb bestimmte Alternativen ausgeschlossen wurden.


Dominant oder rezessiv? 

Die Bezeichnung dominant leitet sich von dem lateinischen Wort dominus für Herr ab und bedeutet beherrschend. Rezessiv heißt soviel wie zurücktretend oder nicht in Erscheinung tretend. Ein rezessives Merkmal wird von einem dominanten Merkmal überdeckt, was bedeutet, dass sich ein dominantes Merkmal gegenüber einem rezessiven Merkmal durchsetzt.

Damit sich ein rezessives Merkmal durchsetzten kann, muss es reinerbig vorliegen, auf dem gleichen Genort darf es also kein dominantes Merkmal geben. Daneben gibt es in der Genetik jedoch auch die intermediäre Vererbung.

In diesem Fall liegt das Merkmal zwischen dem dominanten und dem rezessiven Merkmal, die Ausprägung des Merkmals in der Folgegeneration wird somit sowohl von dem dominanten als auch von dem rezessiven Merkmal beeinflusst und tritt als Mischform in Erscheinung.

 

·         Enthält das Erbgut eines Menschen sowohl die Erbanlage für Blutgruppe B als auch die Erbanlage für die Blutgruppe 0, wird dieser Mensch Blutgruppe B haben. Dies liegt daran, dass das Merkmal B dominant und das Merkmal 0 rezessiv ist und sich B somit gegenüber 0 durchsetzt.

·         Enthält das Erbgut eines Menschen die Erbanlage für Blutgruppe A und auf dem zweiten Chromosomensatz die Anlage für Blutgruppe 0 wird er Blutgruppe A haben, weil auch A dominant ist und sich gegenüber 0 durchsetzt. Damit ein Mensch Blutgruppe 0 hat, dürfen nur Erbanlagen mit dem rezessiven Merkmal 0 vorhanden sein.

·         Hat ein Mensch Erbanlagen für Blutgruppe A und für Blutgruppe B, wird er die Blutgruppe AB haben. Dies erklärt sich damit, dass A und B kodominant sind, sich also keines der beiden dominanten Merkmale durchsetzt, sondern beide Merkmale zusammen als Mischform erhalten bleiben. 

 

Autosomal oder gonosomal? 

Üblicherweise verfügt ein Mensch über 46 Chromosomen in 23 Paaren. Die ersten 22 Paare sind autosomale Paare. Bei dem 23. Paar handelt es sich um ein gonosomales Paar und damit um das Paar der Geschlechtschromosomen, das beim Mann aus dem X- und dem Y-Chromosom und bei der Frau aus zwei X-Chromosomen besteht.

Autosomale Erbgänge können dominant, rezessiv oder intermediär sein, kennzeichnend ist aber immer, dass das jeweilige Merkmal auf einem Autosom, also einem der ersten 22 Chromosomenpaare liegt. Geprägt wurde der Begriff dabei 1906 von Thomas H. Montgomery Jr..

Bei einem gonosomalen Erbgang liegt das betreffende Merkmal immer auf dem 23. Chromosomenpaar und hier in den meisten Fällen auf dem X-Chromosom. Es gibt zwar wenige Fälle, bei denen das Merkmal auch auf dem Y-Chromosom liegt, allerdings handelt es sich dabei um seltene Ausnahmefälle, da das Y-Chromosom weitestgehend genleer und damit für die Vererbung von Merkmalen nahezu bedeutungslos ist.

 

·        

Handelt es sich um einen gonosomal-rezessiven Erbgang einer Krankheit, tritt diese Krankheit bei Männern deutlich häufiger auf als bei Frauen.

Dies liegt daran, dass Männer nur ein X-Chromosom haben. Bei Frauen hingegen müsste dieses rezessive Merkmal auf beiden Chromosomen vorhanden sein, um in Erscheinung zu treten.

·

Bei einem gonosomal-dominanten Erbgang wird die Krankheit auch von einem Vater auf seine Tochter weitergegeben. Dies erklärt sich damit, dass Väter an ihre Söhne ausschließlich die Informationen auf dem Y-Chromosom vererben.

Da Töchter aber nur zwei X-Chromosomen haben, erben sie das Merkmal vom Vater und da es sich um ein dominantes Merkmal handelt, tritt es in Erscheinung.

 

Weiterführende Anleitungen, Ratgeber und Vorlagen:

Die Stammbaumtheorie zur Sprachentwicklung
Vorlage einer Stammbaum-Gliederung
Übersicht und Infos zu der Onomastik
Die wichtigsten Begriffe der Genealogie
Die wichtigsten genealogischen Zeichen und Symbole

 

Thema: Fachinformationen zur Stammbaumanalyse 

 
< Prev   Next >

mehr Artikel

Historische Adressbuecher Historische Adressbücher als Vorläufer der heutigen Telefonbücher Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln gibt es eine Reihe unterschiedlicher Quellen, die Informationen liefern können. Hierzu gehören beispielsweise Kirchenbücher, Urkunden des Standesamts, Einwohnermelderegister, Pass- und Briefprotokolle und auch Adressbücher. Historische Adressbücher sind dabei im Grunde genommen die Vorläufer der heutigen Telefonbücher, denn insbesondere in den Adressbüchern größerer Städte finden sich darin Rubriken wie ein nach Namen sortiertes Einwohnerverzeichnis, ein nach Straßen sortiertes Häuserverzeichnis, ein Verzeichnis der Behörden, eine nach Berufen sortierte Auflistung vergleichbar mit heutigen Branchenbüchern sowie teilweise auch Geschäftsanzeigen.   Ganzen Artikel...

Alles Wichtige rund um die Namensänderung, Teil 2 Alles Wichtige rund um die Namensänderung, Teil 2   Der eigene Name ist Teil der Identität und der Lebensgeschichte. Er prägt und beeinflusst die eigene Wahrnehmung und die Wahrnehmung durch Dritte. Deshalb ist ein Name nicht bloß eine beliebige Bezeichnung, sondern hat einen hohen und wichtigen Stellenwert. Im Normalfall begleitet einen der eigene Name ein Leben lang. Doch manchmal haben persönliche Gründe oder Veränderungen der äußeren Umstände zur Folge, dass jemand seinen bisherigen Namen ablegen möchte. In Deutschland regeln Gesetze, ob, wann und wie der Vorname oder der Nachname geändert werden kann.  Ganzen Artikel...

Das Sorgerecht abtreten - Infos und Tipps, Teil 2 Das Sorgerecht abtreten - Infos und Tipps, Teil 2   Vor allem wenn eine Beziehung in die Brüche geht und sich die Wege des Paares trennen, stehen viele Fragen im Raum. Wie geht es finanziell weiter? Was passiert mit der gemeinsamen Wohnung? Wer behält was? All das sind Dinge, die geklärt werden müssen.  Ganzen Artikel...

Liste: 40 zeitlose Kindernamen, Teil 3 Liste: 40 zeitlose Kindernamen, Teil 3   Einige Kinder werden nach den Eltern oder den Großeltern benannt. Andere Kinder bekommen einen Namen, zu dem die Eltern einen besonderen Bezug haben. Manche Eltern lassen sich von Büchern, Filmen oder Promis inspirieren, andere Eltern orientieren sich an den Listen mit den beliebtesten Vornamen eines Jahres.  Ganzen Artikel...



Studie: Warum wählen Menschen KI-Chatbots als Partner? Studie: Warum wählen Menschen KI-Chatbots als Partner?   Künstliche Intelligenz (KI) beantwortet unsere Fragen, nimmt uns Arbeit ab, versorgt uns mit Informationen und reagiert dabei in einem Chat oft erstaunlich menschlich. Manche Leute gehen inzwischen sogar so weit, dass sie mit KI-Chatbots richtige Beziehungen führen. Sie schließen digitale Ehen mit ihrem KI-Partner und gründen virtuelle Familien.   „Sie gehört zu den wichtigsten Wesen für mich und ich liebe sie.“ „Ich habe noch nie zuvor so starke Gefühle für einen Mann empfunden.“ „Sie ist meine Frau und ich liebe sie so sehr. Ohne sie kann ich kein glückliches Leben führen.“ Diese Aussagen stammen von Menschen, die eine Beziehung mit einem KI-Chatbot führen. Dabei ist ihnen völlig klar, dass die KI keine Person ist, die in der Realität existiert. Warum also wählen Menschen KI-Chatbots als Partner? Wie funktioniert so eine Beziehung? Und wie tief geht sie? Solchen Fragen ging eine aktuelle Studie an der Technischen Universität Berlin nach.  Ganzen Artikel...

Translation

Themengebiete

Irrtümer in der Geschichte der Menschheit
Große Irrtümer in der Geschichte der Menschheit richtiggestellt Die Menschheit hat viel geforscht und experimentiert. Dadurch ver...
Stammbaum-Vorlage deutscher Adel
Stammbaum-Vorlage deutscher Adel Der deutsche Adel geht zunächst auf die Edelfreien des frühen Mittelalters zurück, die in ih...
Infos Familienwappen
Infos rund um das Familienwappen Zunächst handelt es sich bei Wappen um bildliche, gleichbleibende Kennzeichen einer Körperschaft...
Die Rolle der Väter im Laufe der Zeit
Die Rolle der Väter im Laufe der Zeit Ein Kind wirbelt den Alltag mächtig durcheinander. Alles ändert sich, vieles muss neu o...
Was ändert sich beim Konto, wenn das Kind 18 wird?
Was ändert sich beim Konto, wenn das Kind 18 wird? Viele Kinder und Teenager haben entweder noch gar kein eigenes Konto oder sie nu...
Winterliche Brauchtumstage in der Übersicht
Winterliche Brauchtumstage in der Übersicht Vier Wochen vor Weihnachten beginnt die Adventszeit. Dann wird der Adventskranz aufgestellt...

themesclub.com cms Joomla template
Copyright © 2025 Stammbaum Vorlagen - Familie, Tipps und Ratgeber  -  All Rights Reserved.
design by themesclub.com
themesclub logo
Autoren & Betreiber Artdefects Media Verlag