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Rituale im Familienalltag - Infos und Tipps, 2. Teil

 

Bräuche, Traditionen und routinierte Abläufe vermitteln Sicherheit und helfen dabei, sich im alltäglichen Leben zurechtzufinden. Sie sind wie ein unsichtbares Band, das verbindet und das Wir-Gefühl stärkt, weil es gewisse Riten in dieser Form eben nur in der eigenen Familie gibt.

Schon für Erwachsene sind feste, wiederkehrende Abläufe wichtig. Für Kinder sind Rituale noch ein Stück wichtiger. Denn sie schaffen verlässliche Strukturen und bieten Orientierung. Kinder können sich darauf verlassen, dass sich bestimmte Dinge einfach nicht ändern, egal wie turbulent es zugeht.

In einem zweiteiligen Beitrag haben wir Infos und Tipps für Rituale im Familienalltag zusammengestellt. Dabei haben wir im 1. Teil erklärt, warum Kinder so sehr von Ritualen profitieren und wie die Familie geeignete Abläufe und Bräuche für sich findet. Außerdem haben wir aufgezeigt, wie morgendliche und abendliche Rituale aussehen können. Hier ist der 2. Teil!

 

Rituale im Tages- und Wochenverlauf

Feste Strukturen helfen nicht nur dabei, gut in den Tag zu starten und den Tag entspannt ausklingen zu lassen. Auch tagsüber bieten eingespielte Abläufe Orientierung.

So kann es zum Beispiel so sein, dass zunächst das Mittagessen ansteht, wenn die Kinder aus der Schule oder dem Kindergarten kommen. Nach einer kurzen Pause kann es dann mit den Hausaufgaben weitergehen. Nachmittags regeln meist Kurse, Termine und Freizeitaktivitäten den Zeitplan. Durch die Routinen entwickeln Kinder sehr schnell ein Gespür für die Wochentage und wissen, wann was auf dem Programm steht.

Auch in der Schule und im Kindergarten arbeiten Pädagogen oft mit Ritualen. Ein Klassiker ist zum Beispiel der Morgenkreis, der jeden Tag stattfindet, aber je nach Wochentag etwas anders abläuft. Außerdem gibt es feste Abläufe, sodass montags zum Beispiel gebastelt, dienstags geturnt und mittwochs Geschichten vorgelesen werden. Auf diese Weise lernen die Kinder, welcher Wochentag ist und was das für sie bedeutet.

Am Wochenende kann die Familie vereinbaren, dass die Kinder nicht in ihre Schulbücher schauen müssen und länger spielen dürfen. Oder die Familie führt ein, dass gemeinsam ein Brettspiel gespielt oder ein Film angesehen wird. Auch so entstehen Fixpunkte, die Orientierung bieten und den Kindern etwas an die Hand geben, auf das sie sich die Woche über freuen können.

 

Rituale für die Mahlzeiten

Gemeinsame Mahlzeiten sind eine ideale Gelegenheit, um Zeit als Familie zu verbringen und alltägliche Themen zu besprechen. Jeder kann erzählen, was ihn beschäftigt, und alle hören sich gegenseitig zu.

Ein mögliches Ritual in diesem Zusammenhang ist das Erstellen des wöchentlichen Speiseplans. Dabei kann sich jedes Familienmitglied ein Gericht wünschen. Steht das Leibgericht auf dem Wochenplan, akzeptieren Kinder eher Speisen an anderen Tagen, die sie nicht so gerne mögen.

Außerdem kann es einen Tag in der Woche geben, an dem das Mittagessen eine besondere Form hat. Denkbar ist zum Beispiel, dass montags Pasta gegessen wird, es mittwochs ein süßes Gericht gibt oder der Freitag der Fisch-Tag ist.

Eine ganz besondere Rolle spielt das Essen an Festen und Feiertagen. Ein Geburtstag ohne Kuchen ist für viele Kinder undenkbar. An Silvester gibt es traditionell Raclette oder Fondue und auch an Weihnachten haben viele Familien ein traditionelles Gericht, das unbedingt dazugehört. Solche Bräuche werden oft von Generation zu Generation weitergegeben und spannen so den Bogen über den engsten Kreis hinaus.

Ein sehr schönes Ritual kann auch das Tischgebet sein. Ein paar Worte vor dem Essen ermöglichen, Werte wie Dankbarkeit, Respekt oder Zusammenhalt vorzuleben.

 

Rituale im Jahresverlauf

Jede Jahreszeit hat ihre Besonderheiten und bietet viel Raum für Bräuche und Sitten. Dabei kann auch die Dekoration zu einem wichtigen Element werden, das die Familie auf die kommende Zeit einstimmt. Sehr schön ist, wenn es einen bestimmten Platz in der Wohnung gibt, der zum Sinnbild für die Jahreszeit und immer dazu passend dekoriert wird. Das kann zum Beispiel eine Kommode, ein Regalboden oder einfach der Esstisch sein.

 

Frühling

Im Frühling wird die Deko hell und leicht. Bunte Blumen zieren die Wohnung, der Garten wird auf Vordermann gebracht und die Zimmer einem gründlichen Frühjahrsputz unterzogen.

Außerdem gehört zum Frühling natürlich das Osterfest dazu. Wer möchte, kann das Fasten vor Ostern zum Ritual machen oder zumindest am Karfreitag ein einfaches Essen einführen. Ostern selbst ist dann voller Rituale. Das gemeinsame Färben der Eier, das Suchen der Osternester im Garten, ein ausgiebiges Osterfrühstück oder der Hefezopf beim Nachmittagskaffee sind Bräuche, auf die sich viele Kinder schon lange im Vorfeld freuen.

 

Sommer

Der Sommer steht im Zeichen von Ferien und Urlaub. Auch hier kann es feste Rituale geben, die sich alljährlich wiederholen. Die Kleiderschränke umzuräumen, den Pool im Garten aufzustellen, abends gemeinsam ein Eis zu essen oder an einem Sonntag im Monat ins Schwimmbad zu fahren, sind Beispiele dafür.

Die Abläufe beim Start in den Urlaub können ebenfalls klare Strukturen haben. So können beispielsweise die Koffer gepackt und am Vorabend ins Auto gebracht werden. Vor der Abfahrt gibt es dann ein gemeinsames Frühstück und während der Vater die Kinder einsteigen lässt und anschnallt, geht die Mutter noch einmal durchs Haus und schließt ab.

 

Herbst

Der Herbst bietet sehr viel Raum für Rituale, Traditionen und Bräuche. Gemeinsame Spaziergänge, um Kastanien, Eicheln und buntes Laub zu sammeln, ausgiebige Bastelnachmittage, Drachen steigen lassen, geschnitzte Kürbisse dekorieren oder unter einer warmen Decke auf der Couch kuscheln, sind Dinge, die zu geliebten Fixpunkten werden können.

Hinzu kommen die Feste im Herbst, die ebenfalls mit Bräuchen einhergehen. Für Kinder spielen hier vor allem das Erntedankfest und das Martinsfest eine wichtige Rolle. Aber auch das Verkleiden zu Halloween weckt oft große Vorfreude.

 

Winter

Im Winter und vor allem im Advent, zu Weihnachten und beim Jahreswechsel haben Rituale ihre Hauptsaison. Die Deko wird üppig und prunkvoll, überall leuchten kleine Lichter und in der ganzen Wohnung verteilen sich bunte Kugeln, Engel und Weihnachtsmänner.

Das tägliche Öffnen der Türchen am Adventskalender möchten viele Kinder genauso wenig missen wie das Backen von Plätzchen oder das Basteln von Geschenken. Sogar das Üben von Weihnachtsliedern und den Texten für das Krippenspiel macht jetzt Spaß.

An Weihnachten selbst kann jede Familie die Rituale für sich zusammenstellen, die allen am besten gefallen. Wann die Bescherung erfolgt, ob das Wohnzimmer mit dem Tannenbaum bis zum Abend verschlossen bleibt, wann die Verwandtenbesuche stattfinden und was wann gegessen wird, sind Bräuche, die ganz individuell gestaltet sein können. Aber die Traditionen verbinden und viele Kinder fordern ein, dass sich nichts daran ändert.


An Silvester ist es ähnlich, wobei hier das Alter der Kinder zum Tragen kommt. Kleinere Kinder haben sicher Spaß daran, Brettspiele zu spielen, Wachsfiguren zu gießen oder mit den Eltern ins Kino zu gehen. Jugendliche hingegen wollen vermutlich lieber mit Gleichaltrigen Party machen. Dafür können feste Rituale am Neujahrstag dann aber wieder dafür sorgen, dass die Familie gemeinsam und in gewohnter Manier ins neue Jahr startet.

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